Erläuterungen für Leute die nicht Tauchen




Der kleine Unterschied : Preßluft / Sauerstoff

Taucher tauchen fast immer mit Preßluft und niemals mit ( reinem ) Sauerstoff. Deswegen nennt man deren Flaschen korrekter Weise auch Preßluftflaschen oder Atemgasflaschen und NICHT Sauerstoffflaschen ( Dies sei allen Journalisten ins Stammbuch geschrieben ) .

Preßluft enthält zwar zu 21% Sauerstoff ( O2 ), zugleich aber auch zu etwa 78% Stickstoff ( N ); der Rest besteht aus Spurengasen wie Kohlendioxid ( CO2 - ca.0,03%) und ein paar Edelgasen. Reiner Sauerstoff wird für Taucher aufgrund seiner chemischen Eigenschaften schon auf sehr geringer Tiefe giftig und ist somit als pures Atemgas für Taucher praktisch völlig ungeeignet. Er wird unter Überdruck nur unter medizinisch kontrollierten Bedingungen, wie im Zuge einer Dekounfalls-Behandlung in einer Druckkammer eingesetzt. Dazu mehr am Ende des Artikels wo es um Nitrox-Gase geht.


Atemregler / Lungenautomat / 1. & 2. Stufe

Atemregler, welche gerne auch noch als Lungenautomaten bezeichnet werden, sind technisch gesehen nichts weiter als Druckminderer, welche die Preßluft aus den Flaschen für den Taucher atembar machen.

Eine frisch gefüllte Preßluftflasche weist etwa 200 bar Druck auf. Dieser wird in zwei Stufen gemindert. Im ersten Druckminderer, auch "erste Stufe" genannt, welcher meist direkt an der Flasche sitzt, wird der Fülldruck der Flasche auf den sogenannten Mitteldruck reduziert, der sich abhängig vom verwendeten Modell des Lungenautomaten zwischen 11 und 15 bar über dem Umgebungsdruck ( also auch in der Tiefe ) bewegt.

Dieser Mitteldruck wird nun über Schläuche einmal an den Inflator des Jackets/Tarierweste und zweitens an das Mundstück, auch "zweite Stufe" genannt weitergeleitet.

In der zweiten Stufe ( also dem Mundstück ) welche ebenfalls ein Druckminderer ist, wird beim Einatmen eine Membrane angesaugt, welche dadurch über einen Hebel das Ventil zum Mitteldruck-Schlauch öffnet, sodaß Atemgas einströmt. Sobald der Einatemsog endet schließt sich das Einlaßventil wieder.

Auf Grund von Feuchtigkeit an diesem Ventil, was ganz normal ist, kann es hier bei entsprechenden Vorraussetzungen ( starker Luftdurchsatz, kaltes Tauchgewässer ) wegen des sogenannten Linde-Effekts zum Vereisen des Lungenautomaten kommen, was bedeutet, daß jener nun permanent Luft abbläst.

Es ist auch eine verschlossene Vereisung denkbar & möglich. Allerdings würde in diesem Fall der Linde-Effekt nicht länger durch die abblasende Luft genährt und der Eispfropfen würde in wenigen Sekunden wieder vom umgebenden Wasser weggetaut werden. - Auch im Winter.

Der gleiche Vereisungseffekt kann auch bei der ersten Stufe geschehen, was einerseits konstruktionsbedingt sein kann ( also vom verwendeten Modell des Lungenautomaten abhängt ), andererseits kann beim Füllen an einer schlecht gewarteten Füllanlage Wasser in die Preßluftflasche und weiter in die erste Stufe gelangen.

Sehr viel wahrscheinlicher allerdings kann bei unsachgemäßer Lagerung zwischen den Tauchgängen oder bei fahrlässigem, weil gedankenlosem Füllvorgang gleichfalls Feuchtigkeit durch den Anschluß in die Flasche bzw in die erste Stufe gelangen und so beim Tauchgang Vereisung auslösen.


Gut geschulte bzw. trainierte Taucher wissen genau, daß bei Vereisung noch für einige Minuten Luft aus dem abblasenden Gerät geatmet werden kann, üblicherweise genug Zeit um sich in Sicherheit zu bringen. - Unerfahrene sind gut beraten sich darauf vorzubereiten.

Man sollte in diesem Moment TUNLICHST NICHT überrascht sein wenn kein Druck mehr da ist um das Jacket aufzublasen oder aus einem allfälligen Ersatzmundstück am SELBEN Lungenautomaten ( einem sog. Octopus ) nicht mehr geatmet werden kann, weil der ganze Druck nämlich durch das abblasende Mundstück entweicht.

Wenn aber doch:

Ein Unfallszenario

Zuerst versucht der Taucher aus dem Ersatzmundstück seines Octopus weiterzuatmen, welches hier plötzlich ( aber nicht unerklärlich ) keine Luft mehr liefert. Der Taucher wurde von der Situation überrascht, Panik droht auszubrechen. Panik ist der denkbar schlimmste Ratgeber in dieser Situation, viel zu oft war und ist er der Anfang vom Ende.

Angenommen der Taucher bewahrt noch die Ruhe, bestimmt nun der Zufall ob er steigt oder sinkt während er sich auf die falsche Sache konzentriert - den abblasenden Lungenautomaten bzw. das Ersatzmundstück welches keine Luft liefert. - Glück hat, wer dabei nur knapp über dem Gewässergrund ist, wenn man Pech hat sind es hundert Meter oder sogar viel mehr.

Nehmen wir an, daß der Taucher zu sinken beginnt. Um ein völliges Durchsacken richtung Gewässergrund zu vermeiden möchte er nun das Jacket aufblasen, was aber plötzlich ebenfalls nicht mehr funktioniert. Dieses hängt nämlich fataler Weise genauso wie das versagende Ersatzmundstück an der selben ( weil nämlich einzigen ) ersten Stufe wie das abblasende Mundstück. - Einem Octopus - Durch Letzteres entlädt sich der ganze Mitteldruck, sodaß nichts für das Ersatzmundstück oder das Jacket übrig bleibt. Er ist von dieser Situation zusätzlich überrascht, was Panik aufkommen läßt. Er sieht nun nur noch einen letzten Ausweg, nämlich intensiv mit den Flossen zu strampeln und zusätzlich den Bleigurt abzuwerfen !

Ein lebensgefährliches Manöver, der Notaufstieg wurde somit eingeleitet.

Macht er das in größerer Tiefe, unterhalb von 40m, ist es wahrscheinlich, daß sich schlagartig die Stickstoffnarkose um ein Vielfaches verstärkt. Denn die heftige Beinarbeit entzieht soviel Sauerstoff aus dem Blutkreislauf, daß das Gehirn unterversorgt wird. Klingt irre, ist aber so.

Die resultierende Benommenheit raubt die Orientierung indem u.a. der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt/ausgeschaltet wird und steigert so übrigens die Panik ins Uferlose. Hilfe ( vom Buddy ) wird nun augenblicklich benötigt oder die Katastrophe ist perfekt.

Andernfalls hat er nun einige Kilo Auftrieb welche am Weg hinauf schnell mehr werden, weil er sein ursprüngliches Volumen wieder erlangt und weil sich der Neoprenanzug sowie die Luft in der Tarierweste ausdehnen. - Und auch die Luft in der Lunge. ( mehr dazu : das Jacket/die Tarierweste )

Der Taucher zieht wie ein Korken kaum zu bremsen an die Oberfläche ( außer er findet irgendeinen festen Halt unter Wasser, wie einen Felsen, eine Ankerkette ) und wenn er nun in dieser Situation nicht ein letztes Quantum Verstand bewahrt um während des immer schneller werdenden Aufstiegs die Luft aus der Lunge hinauszupressen, könnte das schon das Ticket ins Grab gewesen sein.

Es kommt sonst zur Überdehnung der Lunge, ein Lungenriß ist wahrscheinlich, ein überwiegend tödlicher Unfall.

Ich sage es hiermit nochmals in aller Deutlichkeit :

Panik ist der tödlichste Feind des Tauchers
Vermeide Tauchgänge welche böse Überraschungen bringen könnten,
oder deutlich jenseits deiner bisherigen Erfahrungen liegen.
Mache zuvor deine Hausaufgaben, TRAINIERE Notfallfertigkeiten und
benutze eine SICHERE Ausrüstungskombination !

Unsere Lunge hält ungefähr soviel Überdehnung wie ein Papierbeutel aus. Hat man den Lungenriß vermieden entstehen nun überall im Körper Stickstoffbläschen und eine Druckkammernbehandlung muß in kürzester Zeit organisiert werden sollen schlimme Dauerschäden hintan gehalten werden. Wieso eine Druckkammer ? - Dort wird der Taucher auf die Druckverhältnisse in größerer Tiefe versetzt ( 40m soviel Ich wiederholt gehört habe ) , damit sich die Stickstoffbläschen wieder in den Körpergeweben lösen. Anschließend wird der Taucher SEHR langsam unter permanenter medizinischer Überwachung wieder auf normale Druckverhältnisse gebracht.

Die richtigen Verhaltens- & Verfahrensweisen zur Erstversorgung nach einem Unglück können sie zb.hier erfahren : Land Oberösterreich
Unfallabwicklung ist NICHT Zweck meiner Seiten hier, dafür sind einfach zuviele Experten online . Ein Glück wenn oben jemand für den Notfall alles zur Hand hat, Telefonnummern & Telefon, ev. reinen Sauerstoff für die Erstversorgung. - Verantwortungsvolle Taucher steigen vorher garnicht erst ins Wasser.

Dabei könnte das Problem mit dem abblasenden Regler ganz anders ausgehen, denn : Taucher die halbwegs gut trainiert und gut ausgerüstet sind ( also solche mit zwei getrennt absperrbaren Hähnen und jeweils einem Lungenautomaten daran ) wechseln im Falle eines vereisten Lungenautomaten an Ort & Stelle zum Ersatzmundstück ( aus dessen zugehöriger 1.Stufe ja seit Beginn des Tauchganges das Jacket inflatet worden war ) und sperren danach in aller Ruhe den Hahn des abblasenden Lungenautomaten zu, um nun entspannt einen kontrollierten Rückzug anzutreten. - Gut ist's gegangen & nix is passiert, ein bisserl Aufregung, keine Wellen .. .



Leider hilft auch die beste Ausrüstung manchmal nichts :


Ein Unfall - mit außergewöhnlichen Umständen

Die Geschichte :

Ein sehr erfahrener Tauchlehrer und sein Schüler der seinerseits kein Neuling mehr ist, begeben sich auf einen Tauchgang im Süßwasser.

Aus rätselhaften Gründen kommt es in größerer Tiefe unterhalb von 50m gleichzeitig zur Vereisung beider Tauchgeräte, eine Koinzidenz welche sich meines Wissens bis dato noch nie ereignet hat. Beide Taucher sind mit Doppelautomaten ausgestattet.

Die übliche Lösung dieses Problems besteht nun darin, daß der abblasende Automat an Ort und Stelle geschlossen und auf das Ersatzmundstück des Zweitautomaten gewechselt wird um dann den Rückzug anzutreten.

Das ist hier nicht geschehen.
Vermutlich weil der Schüler in Panik sein Jacket für den Notaufstieg inflated, aufgeblasen hat und zu steigen begann. Somit hatte auch der Tauchlehrer keine Gelegenheit sein Gerät abzudrehen weil er dem Schüler folgen mußte.

Auf 19m Tiefe gab ein Notventil dem auf dem Weg nach oben entstandenen Überdruck im Jacket nach, worauf der Tauchschüler wieder zu sinken begann und bis auf 29m Tiefe durchsackte. Der Tauchlehrer folgte ihm dabei immer nach, ohne Gelegenheit zu haben sein eigenes abblasendes Gerät zu schließen.

Genau in jenem Moment als der Tauchlehrer nun daran ging sein Gerät zu schließen dürfte der Tauchschüler unbemerkt vom Tauchlehrer den Bleigurt abgeworfen haben um an die Oberfläche aufzusteigen.

Der Tauchlehrer wähnte den Schüler noch unten bei sich, konnte ihn aber nirgends sehen und begann mit der Suche nach ihm. Dabei muß die Luft zur Neige gegangen sein, sodaß der Tauchlehrer unten ertrank. Er hätte gleichfalls den Bleigurt abwerfen können, was er aber nicht getan hat. Der Auftrieb hätte ihn an die Oberfläche getragen wo er leicht zu retten gewesen wäre.

Ein großes Rätsel hier ist die gleichzeitige Vereisung beider Tauchgeräte.
Eine Überprüfung des Füllautomaten ergab daß er einwandfrei funktioniert hat und nur trockene Luft in die Tauchflaschen presste. Die Tauchgeräte hätten also nicht vereisen dürfen.

Ein Fachmann welcher Füllautomaten wartet gab mir die beste Erklärung dafür:
Bei Schulungstauchgängen im Schwimmbad wird meist nur ein Lungenautomat angeschraubt, sodaß ein Abgang an der Flasche frei bleibt womit Wasser in den Hahn bis zur Spindel des Verschlusses eindringt. Hängt man nun die Flasche zum Füllen aus Bequemlichkeitsgründen am freien Abgang an den Füllautomaten wird eine winzige Menge Wasser in die Flasche hineingedrückt. Passiert das vier fünf mal hintereinander kann sich eine gefährliche Feuchte in der Flasche bilden welche dann im Freiwasser zur Vereisung der Lungenautomaten führt.


Das Jacket / die Tarierweste

Nichttauchern erscheint diese Ausrüstungskomponente üblicherweise als Schwimmweste (oder so was Ähnliches).

Tatsächlich sind die wenigsten Tarierwesten (Jackets) brauchbare Schwimm- bzw. Rettungswesten, da ein ohnmächtiger Mensch alleine hilflos ertrinken würde, obwohl er damit an der Wasseroberfläche gehalten werden kann.

Auftriebshilfe trifft deren Funktion schon eher, tatsächlich besteht ihr Zweck aber darin, das deutlich variierende Auftriebsverhalten des Tauchers unter Wasser, also seine Tendenz zu sinken wie ein Stein oder aufzusteigen wie ein Ballon, durch Aufblasen (Inflaten) bzw Luftablassen (Deflaten) auszugleichen (zu tarieren).

Was Nichttauchern meist nicht klar ist, ist der Umstand, daß ein Taucher bereits auf den ersten 10m nach unten dem doppelten Umgebungsdruck ausgesetzt ist. Alle 10m erhöht sich der Druck um 1 bar. In 20m Tiefe ist er dem gleichen Druck ausgesetzt, wie er in einem normalen Autoreifen besteht. - Der Taucher wird zusammengepreßt, verringert also sein Volumen, was somit den Auftrieb mindert. Auch das Neopren des Taucheranzugs wird zusammengedrückt, erst recht die Luft in der Tarierweste.

Dort wo eine Volumensänderung nicht möglich ist, speziell in den Stirnhöhlen, muß der Taucher einen Druckausgleich herbeiführen ( durch Schlucken bzw. durch Luft in die Nase hinaufdrücken ) oder er erleidet schwere, schmerzvolle Verletzungen an den Trommelfellen oder in der Stirnhöhle, wobei letzterer Fall als Baro-Trauma bezeichnet wird.

Nachdem nun hoffentlich geklärt ist warum es zu Volumensänderungen beim Taucher kommt, sollte man wissen, daß der entstehende Abtrieb (Sinkkraft) oder Auftrieb (Steigkraft) einige Kilo betragen kann. Dies ist eine Folge des archimedischen Prinzips welches im Wasser besonders deutlich auftritt .

Deshalb erhält der Taucher mit zunehmender Tiefe aufgrund der Volumenminderung also immer mehr " Gewicht ", Abtrieb. Diesem Abtrieb müßte er im Normalfall durch zunehmend intensiven Flosseneinsatz entgegenwirken, was mit vermehrtem Luftverbrauch verbunden ist. - Und übrigens auch den ganzen Spaß am Tauchen zunichte machen würde.

Sie ahnen es bereits, darum wird ab jenem Moment wo der Taucher zu sinken beginnt durch Aufblasen (Inflaten) der Tarierweste (des Jackets) eine Gegenkraft erzeugt, sodaß ein Gleichgewicht zwischen Auf- & Abtrieb hergestellt werden kann, wenn man darin ein wenig geübt ist. Die für Taucher gebräuchliche Bezeichnung dieses Vorganges lautet "Tarieren", was ausbalancieren bedeutet. Womit auch die Bezeichnung "Tarierweste " erläutert wäre.


Die Sache mit dem Stickstoff

In der Preßluft befindet sich knapp 80 Prozent Stickstoffanteil. Deswegen, sowie aufgrund seiner speziellen chemischen Eigenschaften tritt in der Tiefe unweigerlich ein Effekt auf welcher als Stickstoffnarkose bezeichnet wird. In seiner ernsteren Form ist er als Tiefenrausch bekannt und gefürchtet. Diese hängt vor allem von der Aufenthaltstiefe ab, nimmt aber auch mit der Aufenthaltsdauer in der Tiefe zu. Die Symptome fangen mit unmerklicher Benommenheit an und können bis zum Totalverlust der Wahrnehmung reichen. Alkoholkonsum und Dehydration gelten auch hier als verstärkende Einflüsse.

Wer einmal eine Stickstoffnarkose erleben möchte kann dies übrigens gefahrlos im Zuge einer sogenannten Druckkammern-Fahrt tun. Die Betreiber von Druckkammern bieten das üblicherweise interessierten Gruppen um wenig Geld an. Anschließend kann man seine Reaktionen in einer Aufzeichnung bestaunen .. .

Normalerweise strebt der Taucher irgendwann wieder nach oben. Naturgemäß entstehen dabei umgekehrte Effekte. Der Wasserdruck auf den Taucher nimmt mit sinkender Tiefe ab, wodurch sich sein Volumen wieder ausdehnt und er so immer mehr Auftrieb erhält, welchen er durch Deflaten des Jackets austariert .. .

Was Nichttaucher hierbei meist nicht wissen, ist zusätzlich die Gefahr des sogenannten Dekounfalles. ( was in vielen Spielfilmen dramaturgisch verwurstet worden ist ). Das bedeutet, daß Stickstoff ( N ) aus der eingeatmeten Preßluft, welcher sich nämlich unter dem Druck in der Tiefe vermehrt in den unterschiedlichen Körpergeweben gelöst hatte ( so wie zb. Kohlendioxid CO2 zusammen mit Wasser H2O als Kohlensäure H2CO3 im Mineralwasser ), nun durch den sinkenden Umgebungsdruck ebendort auszutreten beginnt.

Wieso macht Der das ?

Dies ist die Folge eines chemischen Gesetzes welches ein gewisser Herr Le Chatelier vor geraumer Zeit entdecken durfte: Ein chemisches System ( ein Solches bilden Preßluft und unser Organismus nämlich .. . ) sucht nach einem Einfluß von außen eine neue Balance. Konkret führt hier der steigende Druck dazu, daß sich speziell Stickstoff aufgrund seiner chemischen Eigenschaften vermehrt in den Körpergeweben löst um dem Druck nachzugeben

Erfolgt diese Druckabnahme ( also der Aufstieg ) zu schnell, entstehen überall im Körper kleinste Stickstoffgasbläschen ( N ), ganz genau so wie bei einer Mineralwasserflasche ( CO2 ) oder Sektflasche ( CO2 ) die man öffnet. Und diese Bläschen können enormen Schaden anrichten.

Sie können Blut-Kapillaren blockieren und so das Absterben von Körpergewebe herbeiführen ( sog.Gewebs-Nekrosen ) oder sie können durch Ausperlen in den Nervenbahnen schlimmsten Falles zu irreversiblen Lähmungen und in Gelenken unerträglich scheinende Schmerzen herbei führen.

Deshalb wird in allen mir bekannten Tauchschulen gelehrt, daß man nicht schneller als 10m pro Minute steigen soll, da sonst die Gefahr eines Dekounfalles zu groß wird. Damit wird schon einmal ein Mindestmaß an Sicherheit herbeigeführt, weil der Stickstoff hinreichend langsam aus den Körpergeweben austritt um im Blut gelöst und somit am Ende ausgeatmet zu werden und so das Ausperlen der sogenannten Mikrobläschen vermieden werden kann.

In der Praxis schlägt jeder Tauchcomputer Alarm wenn diese Geschwindigkeit überschritten wird und zeichnet diesen Alarm auch in seinem Logbuch auf.

Leider ist das noch nicht alles:

Diese Stickstoffsättigung in den Körpergeweben tritt umso intensiver auf, je tiefer und länger der Aufenthalt unter Wasser ist. Mit Ablauf einer Zeitspanne die hier Nullzeit genannt wird ( welche mit der Tiefe variiert ) werden zusätzlich Dekostopps notwendig. Ein Auftauchen ohne Pausen wäre dann bereits zu gefährlich.

Dies wurde über Jahrzehnte hinweg erforscht und führte schließlich zur Entwicklung von entsprechenden Tabellen und einer Unzahl von Tauchcomputern. Deren einprogrammierte Algorithmen errechnen abhängig von jeweils aktueller Tiefe & Tauchzeit die restliche Nullzeit und nach deren Ablauf allfällige Sicherheits- / Dekostopps, also wieviele Minuten Pause zur Entsättigung auf welcher Tiefe fällig sind, sodaß kein Dekounfall passiert.

So weit so schön, aber ... .. .

Wäre da nicht der Leichtsinn diverser Sporttaucher die all diese Algorithmen unterlaufen, in dem sie am Vorabend Saufgelage feiern, oder sich körperlich erschöpft und bzw. oder dehydriert ( ausgetrocknet ) ins Wasser begeben. Und dann unbeabsichtigt Schlagzeilen machen .. .

Weiters muß gesagt werden, daß der menschliche Körper nach einem Tauchgang noch viele Stunden lang mit Stickstoff stark übersättigt sein kann, was im Extremfall Tauchurlaub mit drei oder mehr Tauchgängen pro Tag noch viele Stunden später zu einem Dekounfall führen kann. Die mir vorliegende Literatur spricht von einem Fall, wo ein Dekounfall etliche Stunden nach dem letzten Tauchgang durch einen kleinen Ausrutscher, bei dem sich der Betroffene nur etwas härter aufs Hinterteil setzen mußte, ausgelöst worden war. Zusätzliche Auslösefaktoren wie etwa Alkoholkonsum oder Dehydration wurden in diesem Fall aber nicht dokumentiert, blieben also im Dunkel. - Schade .. .

Es gilt noch eine Sache zu berücksichtigen, nämlich die Heimreise im Flugzeug :

Moderne Flugzeuge haben zwar alle Druckkabinen, in diesen besteht aber während des Fluges nur ein deutlich reduzierter Druck welcher ungefähr einer Seehöhe von 2500m über NN entspricht. Schon deswegen muß ein Taucher weitgehend entsättigt in das Flugzeug steigen. Außerdem kann es defektbedingt zu plötzlichen Druckabfällen kommen. Ein Wahnsinn wenn zu diesem Zeitpunkt der Körper noch mit Reststickstoff übersättigt ist. - Ein Dekounfall über den Wolken führt mit Sicherheit zu einer extrem teuren Kurskorrektur mit außerplanmäßiger Landung des Fliegers. Dagegen ist praktisch niemand versichert, was neben den gesundheitlichen Folgen auch noch den finanziellen Ruin bedeuten kann. In besonderen Fällen wie etwa den Malediven sollte man nicht vergessen, daß bereits der Transfer zum Flughafen in einem Flugzeug oder Helikopter ohne Druckkabine stattfinden kann. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muß man also hinreichend entsättigt sein.

Somit sind zumindest in den letzten 24 Stunden vor der Heimreise Tauchgänge zu unterlassen. Alle Tauchcomputer die Ich bisher in Händen hielt zeigten allfällige Flugverbote an, alle seriösen Tauchbasenbetreiber lassen in diesem Zeitraum niemanden Tauchen gehen.


Andere Tauchgeräte und Atemgase

Die Sache mit dem Stickstoff hat Ingenieure angespornt nach Lösungen zu suchen, und führte zu einer ganzen Reihe von fortgeschrittenen Tauchgeräten, welche natürlich zuerst für militärische Zwecke entwickelt wurden.

Die Probleme waren bekannt, der Stickstoff ( N ) und der Sauerstoff ( O2 ) - welche die Hürden bilden.

Dies führte einerseits dazu, daß man zum Beispiel Tauchgeräte ersann, bei denen der Anteil an Stickstoff graduierlich durch Beimengung von Helium ( He ) weitgehend ersetzt wird. Helium ist ein Gas das sich neutral verhält, sich also nicht wie der Stickstoff unter Druck in den Körpergeweben aufsättigt. Auf diesem Weg kann man die problematische Stickstoffsättigung dämpfen und gleichzeitig den Sauerstoff innerhalb des kritischen Partialdruckes von etwa 1,6 bar halten. ( dazu weiter unten mehr .. . ) So kann man heute schon in Tiefen um die 200 Meter vordringen.

Andererseits kam man auf die Idee, die verbrauchte Luft durch ungelöschten Kalk zu erneuern, sprich den Sauerstoff O2 welcher im Kohlendioxid CO2 der ausgeatmeten Luft enthalten ist, durch Kontakt mit dem Kalk rückzugewinnen.

Dies wird bei den sogenannten Kreislaufgeräten gemacht. Die Problematik die ich dabei sehe ist, daß sich dabei kein Reservesystem realisieren läßt. Man müßte schon ein komplettes Zweitgerät mitführen, will man nicht auf ein Reservesystem verzichten.

Ein Umstand der inzwischen ebenfalls zu einem tödlichen Unfall führte, als einem Taucher welcher sein Gerät zum ersten Mal benutzen wollte, aufgrund eines fehlenden O-Ringes Wasser ins Gerät eindrang und er daraufhin starb. Ich weis allerdings nicht ob er seine Lunge mit dem entstehenden Wasser/Kalk-Gemisch verätzt hatte oder ob er nur erstickte, weil die Kalkpatrone aufgrund der Durchnässung luftundurchlässig geworden war .. .

Für die Sporttaucher wurde als Alternative das Tauchen mit NITROX entwickelt. Nitroxe sind Gasgemische die allgemein aus Stickstoff ( Nitrogen ) und Sauerstoff ( Oxygen ) bestehen.

Man kann also halbwegs legitim Preßluft als Nitrox 21 bezeichnen, weil in ihr eben 21% des Volumens aus Sauerstoff bestehen. Für den Tauchsport haben sich Gemische mit 32 und 36 Volumsprozent Sauerstoff durchgesetzt. Dieses Atemgas wird also als Nitrox 32 bzw. Nitrox 36 bezeichnet.

Diese Atemgasgemische bieten den Vorteil einer stark gedämpften Stickstoffsättigung und folglich einer deutlich kürzeren Entsättigungsphase und natürlich erheblich reduzierte Risiken einen Dekounfall zu erleiden. Sie werden deshalb auch gerne von Tauchern auf der Rückkehr aus größeren Tiefen auf ihren Dekostopps verwendet, da sie geeignet sind die Stickstoffentsättigung zu beschleunigen. ( Oberhalb von 34m Tiefe )

Allerdings befindet man sich als Nitroxtaucher aufgrund des deutlich höheren Anteils an Sauerstoff O2 sehr viel schneller an der toxischen Sauerstoff-Partialdruckgrenze von etwa 1,6 Bar. Es gibt auch Quellen die diese Grenze schon bei 1,4 Bar ziehen. Diese Grenze resultiert aus der Chemie unseres Atemstoffwechsels, variiert von Person zu Person und ist außerdem von der Tagesverfassung des Einzelnen abhängig. Sie wurde durch Messungen ermittelt.

Was bedeutet das im Detail, was ist dabei zu beachten ? :

Bei Nitrox 36, welches demnach 36 Volumsprozent Sauerstoff ( O2 ) enthält, dürfen 36 % des ABSOLUTEN Umgebungsdruckes nicht mehr als 1,6 Bar betragen. Oder anders: 36 % des umgebenden Druckes ( also INKLUSIVE des Druckes außerhalb des Wassers ) betragen 1,6 Bar oder weniger.

Das errechnet man so:
( 1,6 Bar / 36 %) *100 %= 4,444 Bar absoluten Druck, was nach Abzug des atmosphärischen Druckes über der Wasseroberfläche ( 1 Bar ) einen Druck von 3,44 Bar unter Wasser ergibt, welcher somit einer Grenztiefe von 34 m für Nitrox 36 entspricht.

Taucht man mit Nitrox 36 tiefer, KÖNNEN die toxischen Auswirkungen des Sauerstoffs auftreten, nämlich im leichteren Fall Muskelkrämpfe oder im schwereren Fall, welcher übrigens beim Mischgastauchen Hauptursache für Unfälle ist, spontane Bewußtlosigkeit.

Um hier keinen falschen Eindruck zu erwecken möchte Ich darauf hinweisen, daß diese 1,6 bar O2-Partialdruck tagtäglich weltweit viele Male bei Freizeit-Tauchgängen mit NORMALER Preßluft überwiegend ohne Konsequenzen überschritten werden, teilweise extrem wie ich selbst bezeugen kann. - Dies ist also eine weiche Grenze, aber nichts desto weniger ist sie real und deshalb ernst zu nehmen, niemand soll von sich denken die Grenze gelte nicht für Ihn.

Die letzten Entwicklungen in Sachen Tauchtechnik sind voll computergesteuerte Geräte welche selbständig die Inertgasbeimengung ( also Helium ( He ) zb. ) steuern .. .

Mehr dazu können sie zb. bei der Firma DRÄGER erfahren. Die bauen entsprechende Geräte.

BTW: Das englische Wort SCUBA steht für : self-contained underwater breathing apparatus

Ich hoffe sie finden meine Informationen hier hilfreich und interessant .. .

© M.Pöchhacker